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Atopische Dermatitis - ​Unsere Haut braucht Pflege

Es gibt nichts Schöneres, als wenn man sich wohlfühlt in der eigenen Haut – und nicht nur im übertragenen Sinn. Hauterkrankungen wie die atopische Dermatitis sind herausfordernd. Neben dem Einsatz von Kortison oder weiteren Präparaten in akuten Phasen ist hier vor allem eines wichtig: die konsequente, regelmässige und korrekte Basispflege der Haut.

Die atopische Dermatitis, auch Neurodermitis genannt, ist eine chronisch entzündliche Hauterkrankung. Der Begriff «atopische Dermatitis» beschreibt die entzündliche Komponente und weist zugleich auf eine Überempfindlichkeit des Immunsystems hin: Dermatitis = Hautentzündung; Atopie = Ungewöhnlichkeit, Seltsamkeit. Die Ursache dieser Hautkrankheit ist bislang nicht bekannt. Sie ist meist erblich bedingt, wobei verschiedene Faktoren wie Stress, Nahrungs- und Genussmittel (zum Beispiel scharfe Gewürze und Alkohol), starkes Schwitzen, Arzneimittel, Hausstaubmilben, Tierhaare und Federn zum Krankheitsausbruch führen können. Typisch ist eine trockene, raue und schuppige Haut mit vergröberter Struktur. Es treten schubartig Rötungen und Entzündungen auf, die von starkem Juckreiz, vor allem nachts, begleitet sind. Durch die gestörte Barrierefunktion der Haut können irritierende Substanzen und Bakterien leichter in die Haut eindringen und zu Krankheitsschüben und Komplikationen führen. Die Erkrankung ist nicht ansteckend, aber derzeit nicht heilbar, weshalb es darauf ankommt, die Symptome unter Kontrolle zu halten. Der «Teufelskreis» Juckreiz – Kratzen – Hautverletzung – Juckreiz muss durchbrochen werden.

Immer mehr davon betroffen

Gemäss Schätzungen sind bis 20 Prozent der Kinder und 1 bis 3 Prozent der Erwachsenen von der atopischen Dermatitis betroffen. Die Tendenz ist stark steigend. Ist ein Elternteil Neurodermitiker, steigt das Risiko für das Kind auf zirka 30 Prozent. Sind es beide Eltern, beträgt das Erkrankungsrisiko beim Kind 60 bis 80 Prozent. Zur Hinauszögerung der Erkrankung wird empfohlen, potenziell belastete Säuglinge mindestens 4 bis 6 Monate zu stillen (keine Beikost vor dem vierten Monat). Falls das Stillen nicht möglich ist, empfiehlt sich eine speziell aufbereitete Säuglingsnahrung (keine Sojaprodukte!). Im frühen Kindesalter (bis zwei Jahre) sind meist Ausschläge im Bereich des Gesichtes und der behaarten Kopfhaut (Milchschorf) vorherrschend. 


Der Teufelskreis - Juckreiz - Kratzen - Hautverletzung - Juckreiz muss unterbrochen werden.

Der Ausschlag breitet sich auf dem Gesicht, dem Hals und zur Windelregion hin aus. Betroffen ist auch die Rückseite der Arme und der Beine. Ältere Kinder und auch Erwachsene weisen Ausschläge am gesamten Körper auf, oft sind das Gesicht und die Beugen von Armen und Beinen betroffen. Die Haut ist trocken, fleckig, rötlich und verdickt. Später finden sich häufig Ekzeme an Beugen oder Händen. Patienten mit atopischer Dermatitis weisen gehäuft eine Ausdünnung der Augenbrauen, eine doppelte Unterlidfalte, tief gefurchte Handlinien und ein sogenannter «weisser Dermographismus» aus: nach Befahren der Haut unter leichtem Druck mit einem stumpfen Gegenstand zeigt sich abweichend von der normalen Hautreaktion, welche mit Rötung reagiert, ein weisser Abdruck. Die Haut trocknet schneller aus. Das ruft starken Juckreiz hervor, der durch abdeckende Cremes oder Salben noch verstärkt werden kann.

Kein übermässiges Waschen

Der Verlauf einer atopischen Dermatitis wechselt zwischen Krankheitsschüben unterschiedlicher Schwere. In der Regenerationsphase ist die Haut erhöht empfindlich. In diesem Zeitraum sind übermässiges Waschen, heisse Bäder, alkalische Seifen, Sonnenbäder oder Reizungen durch Textilien unbedingt zu vermeiden. Die Haut muss mindestens zweimal pro Tag konsequent gepflegt werden. Aber Achtung: Jeder Waschvorgang führt zu einer mehr oder minder starken Entfettung der Haut. Daher gilt für die Haut: so wenig wie nur möglich waschen. Nur stark rückfettende Reinigungsmittel mit saurer pH-Wert-Einstellung anwenden. Ölbäder bewirken eine gute Rückfettung der Haut. Hierzu nur Spreitungsölbäder (z.B. auf Mandelölbasis) verwenden und keine Emulsionsbäder. Für Pflegeprodukte keine Öl-in-Wasser-Emulsionen verwenden, sondern Wasser-in-Öl. Viel Fett ist empfehlenswert, zum Beispiel mit hohem Gehalt an ungesättigte Fettsäuren (Nachtkerzenöl, Borretschöl), die den Aufbau einer normalen Hautbarriere fördern. Naturbelassene Produkte aus dem Sortiment der Naturkosmetika sind hier angezeigt. Beachten Sie auch, dass stark abdeckende Kosmetika möglichst zu vermeiden sind. Lassen Sie sich in Sachen Haut von einer Fachperson in Ihrer Drogerie oder Apotheke beraten.

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Krankheitsverlauf beachten

Für die Nachbehandlung nach dem akuten Schub empfehlen Experten Präparate mit Harnstoff (3 bis 10 Prozent) oder Glycerin. Auch Präparate mit Johanniskrautextrakt bringen gute Erfolge. Der hochgereinigte Wirkstoff ist nicht nur antimikrobiell wirksam, sondern reguliert auch die Reaktion bestimmter Abwehrzellen des Immunsystems und hemmt so die Entzündungsreaktion der Haut. Gegen den quälenden und heftigen Juckreiz eignen sich verschiedene Wirkstoffe: Polidocanol, synthetische Gerbstoffe, Antiseptika u.a.m. Eventuell müssen auch antiallergische Tabletten (Antihistaminika) gegen den Juckreiz eingenommen werden. Für Kinder gibt es Sirup oder Tropfen. In akuten Krankheitsschüben wird zusätzlich zur Hautpflege kurzfristig mit kortisonhaltigen oder immunsuppressiven Cremes und Salben behandelt, um die Entzündung schnell zurückzudrängen. Bei extrem schwerwiegenden Krankheitsverläufen ist eine Behandlung mit Kortisontabletten oder Antibiotika erforderlich. In diesen Fällen ist die Konsultation eines Facharztes unabdingbar. Bei Kindern muss mit Kortison besonders aufgepasst werden, denn sie nehmen das Kortison achtzigmal höher auf als Erwachsene. Somit dürfen nicht mehr als 10 Prozent der Körperoberfläche bei Kindern (20 Prozent bei Erwachsenen) mit Kortison behandelt werden.

Text: Isabelle Blanquet, Bilder: Beat Brechbühl

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