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Pierre Kappler

ist seit 12 Jahren bei Weleda und leitet die Gärten in Arlesheim und Huningue

Mensch und Natur im Einklang

Was 1921 in Arlesheim bei Basel als pharmazeutischer Laborbetrieb initiiert wurde, hat sich bis heute zu einem erfolgreichen, weltweit tätigen Unternehmen entwickelt. Beharrlich behauptet sich die Weleda AG als führende Herstellerin von ganzheitlichen Naturkosmetikprodukten und anthroposophischen Arzneimitteln. Ein Besuch im firmeneigenen Heilkräutergarten.

Wenn man sich im Hauptsitz von Weleda in Arlesheim die Hände wäscht, erhascht man rechts vom Spiegel eine Anleitung, die unter anderem eine bestimmte Waschzeit empfiehlt. Dadurch soll Wasser, vorab Warmwasser gespart werden. Solche Details sagen viel über ein Unternehmen aus. Im Falle der Weleda AG ist es naheliegend: Das Unternehmen, 1921 vom österreichischen Philosophen und Wahlschweizer Rudolf Steiner und von der holländischen Ärztin Ita Wegman aus der Taufe gehoben, bekennt sich nicht nur zu einer im Sinne von Mensch und Natur nachhaltigen Unternehmensführung, es lebt diese vor. Dokumentiert ist dieses ehrliche Anliegen seit Jahren schon im Geschäfts- und Nachhaltigkeitsbericht, der nicht nur trockene Finanzzahlen auflistet, sondern ebenso minutiös über den Energiehaushalt und die Recycling-Fortschritte Auskunft gibt.

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Anthroposophische Grundhaltung

Gelebt wird diese Philosophie von den weltweit über 2000 Mitarbeitenden, davon allein rund 300 im Hauptsitz in Arlesheim. Einer von ihnen ist Pierre Kappler, seit 12 Jahren Chefgärtner der firmeneigenen Heilpflanzengärten in Arles-heim und im Basler Naherholungsgebiet Bruderholz. Er ist wachsamer Hüter und Pfleger von über 50 Pflanzen-arten auf 2,5 Hektaren Land. Pierre Kappler ist privat ein leidenschaftlicher Kletterer und in seiner Freizeit oft und gerne in der Natur unterwegs. Im Geschäft ist er mitten in seinem Element. Das ist kein Zufall, das ist so gewollt: «Für mich ist der Beruf in erster Linie Berufung, ich fühle mich wohl in meiner Rolle bei der Weleda», sagt er unmissverständlich.

52 Jahre, Vater von zwei erwachsenen Söhnen, ist seit zwölf Jahren bei Weleda und leitet die Weleda-Gärten in Arlesheim und Huningue. Der ausgebildete Gärtner verbrachte längere Zeit in den USA, Mexiko und Kanada, bevor er die elterliche Gärtnerei 1990 auf Biolandbau umstellte. Es liess sich in biologisch-dynamischen Gartenbau am Goetheanum in Dornbach SO ausbilden und absolvierte auch eine Weiterbildung als «Naturpädagoge».

Seit Oktober 2011 ist Weleda Mitglied einer internationalen, gemeinnützigen Institution, die einen global anerkannten Standard für die nachhaltige Beschaffung und Nutzung von Rohstoffen unterstützt: der Union for Ethical Biotrade (UEBT). Die darin festgelegten Richtlinien und Verhaltensweisen prägen den unternehmerischen Alltag des Schweizer Unternehmens und widerspiegeln dessen Philosophie. Letztere gründet auf der anthroposophischen Grundhaltung und behagt dem Chefgärtner sehr: «Wir besorgen unsere Rohstoffe aus einem kontrollierten, nachhaltigen Anbau und produzieren in unserem Heilpflanzengarten oberhalb von Arlesheim bis an die 50 verschiedene Pflanzen auf biodynamische Weise. Konkret heisst das: Wir berücksichtigen sowohl die irdischen Wachstumsfaktoren wie die Nährstoffe, als auch die kosmischen Rhythmen des Mondes und der Planeten.»

Das Augenmerk einer biodynamischen Produktion liegt auf dem steten Bestreben, im Einklang mit der Natur und deren Besonderheiten zu agieren. Dies verlangt vom Chefgärtner und seinen Mitarbeitenden eine gute Beobachtungsgabe und viel Fingerspitzengefühl, damit die Ernte in der gewünschten Qualität eingefahren und in den Produktionsprozess eingeleitet wird.

Weldeda Labor

Primula veris fürs Herz

Zur Zeit des Fotoshootings für diese Reportage – gegen Ende April – waren die zart-gelben Primula veris (Schlüsselblumen) reif für die Ernte. Rund 80 Kilogramm der Blüten wurden in wenigen Tagen für die Produktion bereitgestellt. In Kombination mit weiteren Pflanzenextrakten verwendet Weleda die mittels Digestio schonend gewonnene Tinktur für ein Herz-Arzneimittel. «Die Schlüsselblumen können gut kontrolliert angebaut werden», erklärt Pierre Kappler und fügt hinzu: «Dies im Gegensatz zur Euphrasia oder auch Augentrost. Letztere eignen sich nicht für den Anbau und müssen wild geerntet werden, zumal diese Pflanze als Halbschmarotzer viel Gras daneben braucht, um zu gedeihen.» Dieser Umstand mache einen Anbau praktisch unmöglich.

Der Philosoph und Universalgelehrte Dr. Rudolf Steiner (1861 – 1925) gilt als Begründer der Anthro-posophie, einer spirituellen, ganzheitlichen Welt-anschauung, die den Menschen im Einklang mit der Natur und der Gesell-schaft betrachtet. Auf der Grundlage dieser Lehre gab Steiner Impulse auf den verschiedensten Gebieten, etwa in der Pädagogik (Rudolf Steiner Schule), in der Kunst, Landwirtschaft und der Medizin. 1921 gründete er zusammen mit der niederländischen Ärztin Ita Wegman die «Internationale Laboratorien und Klinisch-Therapeutisches Insti-tut Arlesheim AG.». Gemeinsam arbeiteten sie an neuen Heilmitteln und Therapieansätzen. Das war die Geburts-stunde der späteren Weleda. Obschon Rudolf Steiner kein geschäftsführendes Amt im Unternehmen bekleidete, waren seine Persönlichkeit und die anthroposophische Lehre auf den Gebieten der Landwirtschaft und Medizin von überragender Bedeutung für das Unternehmen. Es sind seine konkreten Vorstellungen vom Heilen oder von der Heilmittelherstellung, die nach wie vor das Fundament der Weleda Unternehmenskultur bilden.

Global vernetzt

Harmonie ist ein viel verwendeter und offensichtlich gelebter Ausdruck im Unternehmen Weleda, das sich einer Unternehmensführung nach ökologischen, sozialen und ökonomischen Gesichtspunkten verschrieben hat. Ein massvoller Umgang mit Ressourcen sowie einer ehrlicher, vertrauensvoller Umgang mit allen Anspruchsgruppen – vom Mitarbeitenden, über den Lokalpolitiker bis hin zum Lieferanten aus Marokko – sind für Weleda die Grundpfeiler für einen anhaltenden Erfolg. Um die Versorgung mit natürlichen Rohstoffen langfristig zu sichern, beteiligt sich Weleda zum Beispiel an einem Aufforstungsprojekt im zentralen Hochland Sri Lankas. Das Augenmerk des Unternehmens richtet sich konsequenterweise auf langfristige Projekte, faire Lohnverhältnisse, die Förderung von Frauen und auf die Balance von Familie und Beruf. Diese Philosophie widerspiegelt sich in den Weleda Produkten, allesamt aus natürlichen Substanzen hergestellt, die eine besondere Wirkungsbeziehung zum Menschen haben. Vom Hauptsitz in Arlesheim führen die Fäden zu zahlreichen Ländervertretungen und Vertriebspartnern auf allen fünf Kontinenten. Bei aller Individualität und Eigenständigkeit pflegt Weleda weltweit eine vernetzte Zusammenarbeit – sowohl in der gemeinsamen Beschaffung der wichtigen Rohstoffe als auch in Produktion, Forschung, Entwicklung, Marketing und Vertrieb. Die Herstellung des gesamten Sortiments findet hauptsächlich in der Schweiz, in Deutschland und Frankreich statt. Rund 70 Prozent der Produktion fällt auf Naturkosmetikprodukte, der Rest sind Arzneimittel. Ebenso wie der Erfolg des Unternehmens beruht für Pierre Kappler das Gedeihen der eigenen Pflanzen auf einem gesunden Respekt zur Natur und deren Besonderheiten. Es kommt nicht von ungefähr, dass sich die Wege von Weleda und Pierre Kappler gekreuzt haben.

Text: Angel Gonzalo, Bilder: Beat Brechbühl

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