Pflanzen bilden Bitterstoffe, damit sie nicht gegessen werden. Das funktioniert, weil wir während der Evolution gelernt haben, dass Giftiges fast immer von bitterem Geschmack begleitet wird. Deshalb meiden wir Bitteres, auch wenn es gar nicht giftig wäre. Auf dieser Erkenntnis beruhen wohl auch die verschiedenen Wirkungen von Bitterstoffen. Essen wir Bitterstoffe, reagiert der Körper, als müsste er einem giftigen Stoff begegnen. Als erste Abwehrlinie dienen die Verdauungssäfte, die wir vermehrt produzieren und ausscheiden. Weiter wird die Durchblutung im Verdauungstrakt angeregt, was die Schleimhäute und das Lymphsystem stärkt. Die Lymphgefässe transportieren einerseits aus der Nahrung aufgenommene Fettbestandteile, und andererseits ist das Lymphsystem Teil unseres Immunsystems. Um allfälliges, bereits im Körper aufgenommenes Gift wieder rauszubringen, wird der Stoffwechsel angeregt. Es entsteht eine Art Klärungsstrom, der das Gift und zugleich auch Schlackenstoffe aus den Zellen und aus dem Körper schaffen soll. Über eine anregende Wirkung auf bestimmte Nerven des vegetativen Nervensystems wirkt Bitteres auch ausgleichend auf den Tonus eines Menschen. Der Tonus beschreibt den Grad der Anspannung unserer Nerven, Muskeln, Gefässe oder Organe. Wer zu wenig Tonus hat, also geschwächt ist, wird gestärkt, wer zu viel hat, wird entspannt. Wobei Bitterstoffe meist eher eine tonisierende, also stärkende Wirkung haben. Bitterstoffe sind ein wahrer Jungbrunnen. Sie verhelfen uns zu einer optimalen Verdauung, einem effektiven Stoffwechsel und durch das Entgiften und Entschlacken zu einem besseren Bindegewebe und zusätzlich zu einem stärkeren Immunsystem. In den alten Rezepten für «Lebenselixiere» spielten deshalb Bitterstoffe eine zentrale Rolle. Dennoch gilt es bei der Anwendung einiges zu beachten und zu bedenken.