Ab in den Tumbler!
Zecken sind gleichermassen verhasst wie faszinierend. Denn, so Norbert Satz, ihr Dasein auf Erden ergibt eigentlich keinen Sinn. «Nicht einmal die Zoologen haben herausgefunden, wozu die Tierchen gut sein könnten.» Ein ausgewachsenes Weibchen legt bis zu 2000 Eier. Lediglich zwei davon schaffen es bis zur Geschlechtsreife und vermehren sich. Während eines Saugvorgangs kann sich das Körpervolumen einer Zecke verfünffachen, aus einem 2 bis 4 Millimeter grossen Pünktchen wird rasch ein über 1 Zentimeter grosses Spinnentier mit acht Beinen und gehörig Gruselpotenzial. Und Zecken sind wahre Überlebenskünstler: Tests haben gezeigt, dass sie eine 40-Grad-Wäsche in der Maschine inklusive Schleudergang überleben. Selbst ein ausgiebiger Tauchgang im Aquarium oder der 24-stündige Aufenthalt im Tiefkühlfach scheint ihnen kaum etwas auszumachen. «Was Zecken hingegen todsicher eliminiert, ist der Tumbler», sagt Norbert Satz.
Auf der Suche nach einer idealen Stichstelle sucht sich die Zecken bewusst feuchte Körperregionen aus: Achselhöhlen, Kniebeugen oder die Schamgegend beispielsweise. In der Schweiz werden jährlich 3000 bis 5000 von Zecken verursachte Borreliosefälle registriert. Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) oder Hirnhautentzündung kommt im Vergleich dazu 500-mal weniger häufig vor. Das gefürchtete Virus verursacht zu Beginn Fieber, Glieder- und Kopfschmerzen, in einem späteren Stadium kann das gesamte Nervensystem befallen werden. «Allerdings trägt nur jede tausendste Zecke das FSME-Virus in sich. Bei einem Stich beträgt die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung jedoch 100 Prozent», erklärt Norbert Satz. Als dritter Krankheitserreger, der von Zecken übertragen wird, ist seit zwei Jahren das Bakterium Candidatus Neoehrlichia mikurensis bekannt. Insbesonndere der Grossraum Zürich gilt nach neusten Forschungsergebnissen als Risikogebiet für diese Zeckenerkrankung. Die Neoehrlichiose führt bei Patienten zu hohem Fieber, Gewichtsverlust und Unwohlsein, kann indes mit einer Antibiotikatherapoe vollständig geheilt werden.
Meistens folgenlos
Besonders gefährdete Personen wie etwa Jäger, Förster und Landarbeiter sind inzwischen meist gegen FSME geimpft. Von Borreliose, einem Bakterium, das beim Menschen die Haut, das Nervensystem, den Bewegungsapparat oder das Herz in Mitleidenschaft ziehen kann, ist jede dritte Zecke befallen. «Von hundert Personen, die von solch einem Exemplar gestochen werden, erkranken vielleicht vier, die anderen merken überhaupt nichts davon und haben auch keine Spätfolgen zu befürchten.» Borreliose wird – rechtzeitig entdeckt – hauptsächlich mit Antibiotika behandelt.
Klar ist für den Spezialisten: Auch wenn von den Zecken durchaus Gefahr ausgehen kann, sollte dieser Umstand nicht dazu führen, dass die Aktivitäten an der frischen Luft mit Beginn der warmen Jahreszeit eingeschränkt werden.
Ab zum Arzt
Bei Fieber oder anderen Symptomen nach einem Zeckenstich rasch einen Arzt aufsuchen.
Zecken halten sich am liebsten in Laubwäldern mit üppigem Unterholz auf. Ihr Lebensraum breitet sich in der Regel nicht über eine Höhe von 1500 m ü.M. aus. Die von den Zecken übertragenen Erreger der Frühsommer-Meningoenzephalitis (im Volksmund Hirnhautentzündung) und der Borreliose kommen grundsätzlich in der ganzen Schweiz vor, hauptsächlich jedoch im nördlichen Mittelland. Entsprechend Aufschluss liefert das Kartenmaterial, welches u.a. auf der Homepage des Bundesamtes für Gesundheit www.bag.admin.ch abrufbar ist.