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Mundhygiene

Beim Lächeln und Sprechen zeigt man Zähne und Zahnfleisch. Bei der Mundpflege geht es aber nicht nur um die Optik, es hängen noch andere gesundheitliche Faktoren zwischen den Zähnen, denn: Gesundheit beginnt im Mund. Palmira Biasi, dipl. Dentalhygienikerin HF und Drogistin HF, gibt in unserem Interview einen Überblick und nützliche Tipps.

Frau Biasi, welche Schritte gehören zu einer guten Mundhygiene?

Natürlich in erster Linie richtiges Zähneputzen. Erwachsene zwei Mal täglich, Kinder drei Mal. Dies, weil der Zahnschmelz erst mit 25 ausgereift ist. Dann gehört einmal täglich die Reinigung der Zahnzwischenräume dazu. Ob mit Zahnseide oder Interdentalbürsten spielt keine Rolle. Wichtiger ist, dass man damit zurechtkommt und es regelmässig macht. Bei Kindern ist die tägliche Interdentalreinigung ab der Oberstufe angezeigt oder früher, wenn das Kind eine Spange trägt. Die Zwischenräume reinigt man abends vor dem Zähneputzen. So können hinterher die Inhaltsstoffe der Zahnpasta am besten wirken.

Putzt man besser von Hand oder mit einer elektrischen Zahnbürste und mit wie viel Abstand zum Essen?

Der «Goldstandard» sind elektrische Schallzahnbürsten. Jene mit den runden Köpfen können leicht das Zahnfleisch verletzen, daher sind sie heute nicht mehr im Fokus. Bei der Reinigung mit einer Handzahnbürste ist die Putztechnik entscheidend. Die Dentalhygienikerin zeigt gerne, wie es richtig geht. Wichtig: Geben Sie den Bürsten mit weichen Borsten den Vorzug. Von der früheren Empfehlung, nach dem Essen 30 Minuten bis zum Putzen zu warten, kommt man heute weg. Aktuelle Studien zeigen keinen grossen Unterschied. Ich empfehle aber nach dem Genuss von säurehaltigen Nahrungsmitteln und Getränken wie z. B. Obst, Fruchtsäften usw. den Mund vor dem Putzen gründlich mit Wasser zu spülen und erst dann die Zähne zu putzen.

Viele Menschen üben beim Putzen zu viel Druck aus. Wie kann man dies verhindern?

Eigentlich ist es ganz einfach. Halten Sie die Handzahnbürste ganz am Ende nur mit Daumen und Zeigefinger fest. Der Druck, den Sie damit noch ausüben können, reicht völlig aus. Hier gilt: Weniger (Druck) ist mehr. Mit der elektrischen Schallzahnbürste «schwebt» man ohne zusätzlichen Druck über die Zähne.

Machen Mundspülungen Sinn?

Sie sind nicht zwingend nötig. Milde Fluoridspülungen kann man aber verwenden, wenn man möchte. Mundspülungen, die viele ätherische Öle enthalten und scharf schmecken, nutzt man besser nur hin und wieder, denn sie stören die Mundflora. Auch Zahnspülungen mit Chlorhexidin o. ä. sollte man nur begrenzt, z. B. bei Entzündungen oder nach Zahneingriffen, verwenden. Was aber viele nicht wissen: Halten Sie zwischen dem Zähne­putzen und der Mundspülung einen Abstand von ca. 30 Minuten ein. Sonst inaktivieren die Schaumbildner der Zahnpasta viele Inhalts­stoffe aus der Mundspülung.

Mundhygiene

Aktuell wird man von Werbung für Zahnbleaching überhäuft. Ist das schädlich? Was bringt Weissmacherzahnpasta?

Die Angst, dass ein professionelles Zahnbleaching die Zähne angreift, ist unbegründet. Die Zahnstruktur bleibt erhalten, wird also nicht porös, obwohl die Zahnsubstanz aufgehellt wird. Die Zähne sind danach oft ein paar Tage empfindlicher, aber das normalisiert sich wieder. Die Substanzen, die benutzt werden, können allerdings das Zahnfleisch reizen. Daher schützen wir im professionellen Bereich Zahnfleisch und Zahnhälse, damit dies ausbleibt. Dies kann man beim Bleaching zu Hause nicht machen, daher kommt es öfter zu Reizungen. Das Heim-Bleaching hält maximal sechs Monate. Ein professionelles hingegen zwei bis vier Jahre. Weissmacherzahnpasten entfernen oberflächliche Verfärbungen von Tee, Kaffee oder Nikotin, aber die Zahnsubstanz wird nicht aufgehellt. Dies hat also mit Bleaching nichts gemein. Die stark reinigenden Polierkörper können den Zahnschmelz mit der Zeit schädigen. Es entstehen feinste Kratzer, wo sich dann neue Verfärbungen wieder anhaften. Daher rate ich von ihrem ­Gebrauch eher ab.

Sie sehen den Mund nicht nur aus Sicht der Dentalhygiene, sondern beachten auch die Zusammenhänge zwischen Mundgesundheit und Gesamtgesundheit. Was hat es damit auf sich?

Die Mundflora hängt u. a. eng mit der Darmflora zusammen. Wer z. B. immer wieder Entzündungen im Mund hat, der kann von einem Darmaufbau auch für den Mund ­profitieren. Umgekehrt können z. B. an der Wurzel behandelte oder faule Zähne Störherde bilden, die verschiedenste Symptome an weit entlegenen Stellen im Körper begünstigen können. Bei unerklärlichen Beschwerden lohnt sich also auch der Blick auf die Mundgesundheit. Zusätzlich spielen für den Mund auch der Säure-Basen-Haushalt und der Stoffwechsel eine wichtige Rolle.

Geben Sie uns bitte zum Schluss noch Ihren Geheimtipp für die Mundgesundheit mit.

Ich mache immer wieder gute Erfahrungen mit Öl-Ziehen. Man nimmt gleich am Morgen als erstes nach dem Aufstehen einen EL Pflanzenöl in den Mund und zieht das Öl während ca. 15 Minuten durch die Zähne. Das hat eine entgiftende Wirkung und kann sich positiv auf die Mundgesundheit auswirken, aber auch andere Symptomatiken positiv beeinflussen. Danach das Öl ausspucken, den Mund mit Wasser spülen und die Zähne putzen.

Vielen Dank Frau Biasi für das Gespräch und Ihre spannenden Tipps. 

Palmira Biasi, 
dipl. Dentalhygienikerin HF 
und Drogistin HF in der 
Drogerie Pleiderer in Uster


Von der früheren Empfehlung, nach dem Essen 30 Minuten bis zum ­Putzen zu warten, kommt man heute weg. Aktuelle Studien zeigen keinen grossen Unterschied.

Bakterien – unsere Mitbewohner im Mund

Unser Mund ist feucht, warm, voller Schlupf­winkel – ein perfektes Ökosystem für Pilze, ­Viren, Protozoen und mindestens 700 Bakte­rienarten, die darin leben. Es ist das am zweit­stärksten besiedelte Mikrobiom im Körper, nach jenem, welches unser Verdauungssystem bewohnt. Zähne putzen allein hilft nicht: Wenn die Milliarden Bakterien zwischen den Zähnen nicht an­gegangen werden, ist nur ein Teil der Arbeit gemacht. Normalerweise sind diese Bakterien in einem perfekten Gleichgewicht mit den Schutzstoffen in unserem Mund. In unserem Speichel befinden sich bestimmte anti­bakterielle Wirkstoffe, welche die normale Bakterienflora in Schach halten. Aber wenn Bakterien in einer feuchten Umgebung auf eine harte Oberfläche (unsere Zähne) treffen, neigen sie dazu, sich auf dieser Oberfläche niederzulassen und sich dort anzusiedeln. Im Grunde genommen ist der Biofilm so, als würden Bakterien ­Dörfer, Städte und Gemeinden bauen – nur eben auf ­unseren Zähnen. Wenn sich Bakterien in der ­Sicherheit eines Biofilms vermehren, produzieren sie eine Menge Abfall, der das chemische Gleichgewicht auf unseren Zähnen aus dem Gleichgewicht bringt und zu Karies, schlechtem Atem und allen Arten von Zahnfleischerkran­kungen führt. Beim herkömmlichen Bürsten wird nur die Vorderseite der Zähne geputzt. Richtiges Bürsten muss die Vorder- und Rückseite abdecken. Aber aufgepasst: Der Zahnzwischenraum ist der beste Ort für die Ansammlung des Biofilms: Er ist normalerweise ungestört, ruhig und voller Nährstoffe. Daher sammelt sich auch bei Menschen mit guten Putzgewohnheiten Zahnbelag in den Zahnzwischenräumen an. Dieser Ort muss gründlich gereinigt werden – am besten mit Interdentalzahnbürsten und Zahnseide.

Text: Lukas Maron, Bilder: Beat Brechbühl

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