Tanz der Hormone
Der weibliche Zyklus beginnt mit dem ersten Tag der Menstruation. Mit der Blutung wird die alte Schleimhautschicht der Gebärmutter, die während des letzten Monats aufgebaut wurde, abgestossen und ausgeschwemmt. In der Folge baut sich die Gebärmutterschleimhaut wieder neu auf, und es kommt zum Eisprung. Wird die Eizelle nicht befruchtet, geht sie zugrunde, der Schleimhautaufbau wird gestoppt und der Zyklus endet mit dem letzten Tag vor der Menstruation. Was hier sehr vereinfacht beschrieben ist, ist ein komplexer Prozess. Verschiedene Hormone dirigieren ihn.
Die Plagetage
Wer das Abstossen der Schleimhaut mit der Mühsal eines Wohnungsumbaus vergleicht, liegt nicht falsch. Bei vielen Frauen ruft es mehr oder weniger starke Beschwerden hervor. «Ich habe meine Tage», heisst es. Damit will man in der Regel knapp und umgangssprachlich erklären, was die Medizin unter dem Begriff PMS, prämenstruelles Syndrom, zusammenfasst. Die Zahl ist beeindruckend: Bis zu 50 Prozent der Frauen leiden zwischen Eisprung und Zyklusende mehr oder weniger heftig. Die Hormone spielen verrückt und der Körper produziert Botenstoffe, die zu Schmerzen im Unterleib, Krämpfen und Brustspannungen führen können. Viele Frauen kennen auch Störungen des seelischen Gleichgewichts und leiden unter Stimmungsschwankungen, Abgeschlagenheit und Reizbarkeit. Die zyklusbedingten Veränderungen in der Hormonproduktion werden als mögliche Auslöser diskutiert, aber auch die Ernährung, Stress und das Bewegungsverhalten scheinen eine Rolle zu spielen. Die genauen Ursachen des PMS liegen aber bis heute im Dunkeln.
Was kann helfen?
Je nach Schweregrad der Symptome kommen verschiedene Therapiemöglichkeiten zur Behandlung von PMS-Beschwerden in Frage. Bei leichteren Fällen hilft oft eine Umstellung der Lebensgewohnheiten. Vor allem in der zweiten Zyklushälfte sollten Sie genügend schlafen und Stress möglichst vermeiden. Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung mit wenig Salz und reduzieren Sie den Konsum von Süsswaren, Kaffee, Alkohol und Nikotin. Sportliche Betätigung und Spaziergänge fördern die Durchblutung und reduzieren dadurch die Krampfneigung des Gewebes. Die Naturheilkunde hilft mit verschiedenen Kräutern, allen voran der Mönchspeffer (lateinisch: Agnus castus). Er hat zyklusharmonisierende Eigenschaften, mildert PMS-Leiden und Spannungsgefühle in der Brust. Je nach Gebrechen kann er mit anderen Heilpflanzen kombiniert werden. Frauenmantel als Ergänzung wirkt krampflösend, schmerzstillend und entzündungshemmend. Melisse und Passionsblume hingegen kommen zum Einsatz, wenn die PMS-Beschwerden von Schlaflosigkeit, Reizbarkeit oder depressiver Stimmungslage begleitet werden. Auch die Einnahme von Nachtkerzenöl bewährt sich seit vielen Jahren. Dies sind nur einige wenige Beispiele von Kombinationsmöglichkeiten. Homöopathie, Schüsslersalze, Vitalstoffe und andere Therapien helfen ebenfalls während der Plagetage. Wichtig ist eine längerfristige Einnahme und die individuelle Abstimmung auf die Symptome durch eine Fachperson.
Wenn die Jahre wechseln
Am anderen Ende der Gebährfähigkeit steht das sogenannte Klimakterium. Es sind – ganz allgemein formuliert – die Wechseljahre. Nach anfänglichen Schwankungen von Stärke und Regelmässigkeit bleibt die Blutung irgendwann ganz aus. Man spricht in diesem Fall von der Menopause. Bei manchen Frauen tritt die Menopause schon im Alter von vierzig Jahren ein, bei den meisten aber zwischen Anfang und Mitte fünfzig. Die wichtigste hormonelle Veränderung während der Wechseljahre ist die Senkung des Östrogenspiegels. Denn mit der sinkenden Zahl an Eibläschen in den Eierstöcken verringert sich auch die Östrogenproduktion. Gleichzeitig wird vom Hirn die Ausschüttung verschiedener anderer Hormone wie Gonadotropin und Progesteron veranlasst.
Zu neuem Gleichgewicht finden
Auf die Verschiebung des hormonellen Gleichgewichts reagieren viele Frauen mit den bekannten Wechseljahrbeschwerden. Hitzewallungen und Schweissausbrüche, Schlaflosigkeit, Reizbarkeit, depressive Stimmungslage und Veränderungen von Haut und Schleimhäuten gehören zu den häufigsten Symptomen. Ein Drittel der Frauen geht völlig beschwerdefrei durch die Wechseljahre, zwei Drittel reagieren unterschiedlich stark. Wichtig ist: Die Wechseljahre sind keine Krankheit, sondern eine natürliche Umstellung des weiblichen Organismus. Damit die Frau auf allen Ebenen zu einem neuen Gleichgewicht finden kann, soll sie diesen Umstellungsprozess aktiv unterstützen.
Wechseljahre. Einfach abwarten?
Im Durchschnitt dauern die Wechseljahre von den ersten Unregelmässigkeiten bis zur letzten Hitzewallung zehn bis fünfzehn Jahre. Durchstehen muss sie jede Frau. Aber wie? Frauen ohne oder mit nur leichten Beschwerden können durchaus einfach abwarten und Tee trinken. Sobald die Beeinträchtigung aber stärker wird, kann die Natur helfen, die Umstellung erträglich zu machen. Viele Pflanzen haben die Fähigkeit, positiv auf diesen Prozess zu wirken.
Besonders bekannt ist die Traubensilberkerze (lat.: Cimicifuga racemosa). Cimicifuga enthält dem Östrogen ähnliche Pflanzenwirkstoffe, die auf den Hormonstoffwechsel der Frau eine regulierende Wirkung ausüben. Ein ähnliches Wirkspektrum haben Präparate auf der Basis von Soja oder Rotklee. Gut für die Psyche sind Melisse, Passionsblume und Johanniskraut. Gegen die zunehmende Trockenheit der Haut und Schleimhäute hilft die Einnahme von Ölen aus Sanddorn oder Leinsamen.
Weitere Präparate aus den Bereichen der Schüsslersalze, Gemmotherapie oder Vitalstoffe können die Grundtherapie sinnvoll ergänzen. Den Genuss von Kaffee, Schwarztee und Nikotin sollte man einschränken, dafür für ausreichend Bewegung sorgen. Wenn die natürliche Therapie keinen Erfolg bringt, das Leiden zu starken Einschränkungen im Alltag führt oder Grunderkrankungen vorliegen, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. So können Sie Risiken ausschliessen und über eine eventuelle Hormonersatztherapie diskutieren.